Ein alter Fischerkahn unter Segeln
Wenn man sich in den vergangen Jahrhunderten hier an der Ostseeküste auf einen Markt begab um Fisch zu kaufen, konnte man sich zweier Umstände fast sicher sein. Der Fisch würde einem lebend präsentiert, und, sofern er nicht in einer Reuse gefangen wurde, verließ er mithilfe eines Zeesenboots sein nasses Element.
Von den Wikingern erfunden
Bei einem Zeesboot handelt es sich um ein Schiff, dessen Bauform bis in das 4. Jahrhundert vor Christus zurückreicht. Schon die Wikinger fuhren mit sogenannten Plankenbodenschiffen, bei denen anstatt eines Holzkiels, eine Bodenplanke oder Kielsohle Verwendung fand.
Zum Fischereifahrzeug wurden diese Schiffe jedoch erst sehr viel später. Erste Begriffe der Zeese womit das verwendete Fischernetz gemeint ist, tauchen um das 15. Jahrhundert auf.
So wird gefischt!
An Bug und Heck wird der Zeesenbaum angeschlagen und daran dann das Schleppnetz befestigt. Die Schwerter werden aufgeholt, die Segel dichtgesetzt. Dann treibt das Zeesboot dank seinen flachen Rumpfes quer zu der eigentlich bootstypischen Fahrtrichtung. Es schleppte so, einem großen treibendem Segel gleich, das Netz langsam durch die nächtlichen Küstengewässer. Gefischt wurde nämlich meistens in der Nacht, ohne Befeuerung am Boot, also ohne Licht.
Der so schonend gefangen Fisch, meistens Hecht, Barsch, Blei und Weißfische wurde für den sicheren Transport in den Hafen in einer meerwasserdurchspülten Abteilung des Schiffes eingelagert und konnte so lebend auf dem Markt feilgeboten werden. Toten Fisch wollte vor Erfindung der Kühlschränken niemand kaufen.
Doch dann kamen die Motorschiffe..
Die Geschichte der Schleppnetzfischerei ging dann ab den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts andere Wege, anstatt mit kleinen Booten kleine Schleppnetzte langsam durch das Wasser zu ziehen, begann man mit riesen Schiffen, noch viel riesenhaftere Netze in fast allen Wassertiefen durch die Weltmeere zu ziehen.
Damit waren die Tage der Zeesboote gezählt. Vereinzelt wurden und werden sie noch zum traditionellen Fischen verwendet, vorwiegend aber anderweitig genutzt. Meist von Menschen die den alten Traditionsschiffen die Pflege angedeihen lassen die Holzboote dringend benöten.
Heute: Seefahrerromantik und Naturerlebnis
So wie Rika Harder. Sie nahm sich eines alten Zeesenbootes an, restaurierte es liebevoll, fand einen schönen Hafen inmitten von wilder Natur am Stettiner Haff und lädt nun begeisterte Menschen zu einem Perspektivwechsel auf dem Wasser ein.
Bei dem leisen dahingleiten in dem alten Traditionsboot, spürt man alte Seefahrerromantik. Geschichten vergangener Tage, als diese Boote quer zum Wind nachts unter dem Sternenhimmel ihre Bahnen über die Küstengewässer zogen. Zudem kann man sich an den Naturschätzen der Gegenwart erfreuen und mit etwas Glück den Seeadler der Haffregion beim Beuteflug beobachten.
Eine Fahrt mit dem Zeesenboot lässt sich natürlich auch ganz wunderbar mit einer Ostsee Safari auf Usedom verbinden!